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Kinder- und Jugendbücher menschenrechtlich betrachtet

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Kinder- und Jugendbücher eignen sich hervorragend, um sich selbst besser kennenzulernen und unbekannte Welten zu entdecken. Bücher vermitteln Wissen, ermuntern zum (Nach-)Denken, schaffen Bilder im Kopf und können dazu ermutigen, die Welt zu verändern. Darüber hinaus eröffnen Bücher die Gelegenheit für Teilhabe und fördern die Bereitschaft, andere Perspektiven einzunehmen.

Die neue Publikation „‚Wir müssen Räume schaffen …‘ Kinder- und Jugendliteratur aus menschenrechtlicher Perspektive“ zeigt auf, wie wichtig das Medium für Kinder auch aus der menschenrechtlichen Perspektive ist. Dabei spannt die Autorin Anne Hirschfelder den Bogen vom Bilderbuch über Graphic Novel und Roman bis zum Sachbuch: Auf über 60 Seiten erkundet sie, wie divers die handelnden Figuren in Kinderbüchern heutzutage sind, wer sich wie in den Geschichten wiederfindet oder eben nicht und wie inklusiv öffentliche Bibliotheken eigentlich sind. Dabei lässt sie auch Expert*innen zu Wort kommen und gibt einen Überblick über aktuelle Entwickungen bezügliche Diversity in der Kinderbuchbranche.

Viele Geschichten fehlen weiterhin

Laut Hirschfelder hat sich in den letzten Jahren in Bezug auf Vielfalt in Kinder- und Jugendbüchern einiges getan. „Dennoch fehlen zum Beispiel immer noch Geschichten von Kindern mit Behinderung, in denen nicht ihre Defizite im Mittelpunkt stehen, sondern sie als aktive und kompetent handelnde Personen Abenteuer erleben“, so Hirschfelder. Die Literaturpädagogin stellt weiter fest, dass auch Geschichten von Familien fehlen, die von Armut betroffen sind, sowie kaum Geschichten zu Vielfalt zu finden sind, die keine Stereotype bedienen, Diversity weder unkritisch feiern noch explizit problematisieren, sondern selbstverständlich von ihr erzählen. Doch selbst wenn marginalisierte Kinder und Jugendliche in Geschichten vorkommen, so Hirschfelder, ist noch nicht ausgefochten, welche Rollen sie besetzen dürfen und wie komplex sie und ihr Leben dargestellt werden. Rar seien auch Bücher, in denen junge Menschen Akteur*innen seien, die Verantwortung übernehmen, Erwachsenen gleichwürdig begegnen oder sich ihnen entgegenstellen. „Dabei sind es solche Werke, die Kinder ermutigen, kritisch zu denken, auf die eigenen Fähigkeiten zu vertrauen und ihre Rechte durchzusetzen.“

„Noch-nicht-Leser*innen“ ansprechen

Hirschfelders Publikation möchte einen Beitrag zur Debatte über mehr Diversität in der Kinder- und Jugendliteratur leisten, indem eine menschenrechtliche und diskriminierungskritische Perspektive eingenommen wird. Unter anderem zeigen gute Praxisbeispiele, wie Vielfalt in Geschichten thematisiert werden kann, ohne Stereotype zu bedienen, und Interviews mit Expert*innen geben Hinweise, worauf Autor*innen achten sollten, wenn sie inklusiv erzählen möchten. Darüber hinaus wird auch der Einsatz von Büchern im pädagogischen Kontext betrachtet. So geht die Publikation der Frage nach, wie Bibliotheken und der Buchhandel aussehen oder Bücher präsentiert werden sollten, um „Noch-nicht-Leser*innen“ anzusprechen. „Jede*r Einzelne kann im professionellen wie persönlichen Bereich durch das Ausleihen oder den Kauf sowie das Teilen von Büchern, die von Menschen in marginalisierten Positionen geschrieben wurden, dazu beitragen, dass Kinder und Jugendliche, die Welt, in der sie leben, vermehrt auch in Geschichten wiederfinden.“, so Hirschfelder.

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